Haben Tiere eine Seele?
Ob Tiere eine Seele haben wird häufig kontrovers diskutiert.
Aus Angst, Tiere zu sehr zu vermenschlichen, zweifeln Wissenschaftler die Bedeutung mentaler Gesundheit von Tieren an. Bei Verhaltensauffälligkeiten wird lieber von anomalem oder nicht angepasstem Verhalten gesprochen. Begriffe wie mental krank oder psychisch gestört werden im Tierreich eher selten verwendet.
Jedoch werden in Laboren unter anderem Ratten, Mäuse, Hunde und Affen als Modelle für verschiedene psychische Zustände beim Menschen benutzt. Es gibt beispielsweise autistische Meerschweinchen, neurotische Mäuse, depressive Hunde, gestresste Affen oder Ratten mit Zwangsneurosen. Viele dieser Tiere wurden speziell auf diese Eigenschaften gezüchtet. Zu Forschungszwecken werden diese gestörten Tiere mit den gleichen Medikamenten behandelt, die auch bei psychischen Erkrankungen beim Menschen eingesetzt werden.
Wenn wir Tiere als Modelle für seelische Erkrankungen beim Menschen heranziehen, liegt es nahe, dass auch Tiere verschiedenen Gemütszustände kennen und demnach ebenfalls seelisch krank werden können.
Bewältigungsstrategien
Dauerhafte psychische Störungen sind in freier Wildbahn sehr selten zu beobachten. Doch kurzzeitige Unterbrechungen der mentalen Gesundheit können die meisten Tiere erleben. Um diesen psychischen Beeinträchtigungen zu begegnen haben Tiere laut Veterinär Beat Wechsler vier Strategien, um mit bedrohlichen Situationen umzugehen:
- dem Problem entkommen
- das Problem entfernen
- nach einer Lösung suchen oder
- warten, bis das Problem vorbei ist.
So fallen viele Tierarten in eine Art Starre, wenn sie mit einer drohenden Gefahr konfrontiert werden. Bei Schimpansen in Gefangenschaft kann beobachtet werden, dass sie sich bei unlösbaren Problemen auf dem Boden zusammen rollen und schlafen. Auch das ist eine Art „Entkommen“. Im Extremfall führt dieses Verhalten zu einer Depression, die beispielsweise durch Teilnahmslosigkeit oder fehlenden Appetit zum Ausdruck kommt.
Um diesem dauerhaften Zustand zu entkommen, schütteln sich einige Tierarten physisch aus der Erstarrung. So schütteln beispielsweise Hunde, Katzen oder Affen ihren ganzen Körper nach Stresssituationen.
Freilebende Tiere scheinen über viele Verhaltensstrategien zu verfügen, um ihr psychisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Sie schütteln sich, betreiben beruhigende Fellpflege oder suchen manchmal Aussöhnung mit Kontrahenten.
Domestizierte Tiere sind in ihren Verhaltensweisen eingeschränkter, denn die Strategien „dem Problem zu entkommen“ oder „das Problem zu entfernen“, sind häufig nicht möglich. Daher liegt es an uns Tierhaltern durch gezielte Maßnahmen, wie beispielsweise gelungene Stallbaulösungen, Vermeidung von Überbelegung etc. unsere Tiere in ihren Bewältigungsstrategien zu unterstützen und aktiv deren mentale Gesundheit zu fördern.