In der Schweinehaltung sind Atemwegserkrankungen gemeinsam mit Darmerkrankungen die häufigsten Gesundheitsprobleme und verursachen enorme wirtschaftliche Schäden. Alle Altersstufen und Haltungssysteme können betroffen sein. Erkrankungen der Atemwege sind bekanntlich Faktorenerkrankungen, bei denen das Stallklima, Hygienemanagement und immunsupprimierend wirkende Stress-Situationen eine große Rolle spielen.
Viren, wie das Porcine reproductive and respiratory syndrome virus (PRRS), Circo und Influenza, aber auch Bakterien, vor allem Mykoplasmen (Enzootische Pneumonie) und Actinobacillus pleuropneumoniae (APP) sowie natürlich Pasteurella multocida und Bordetella bronchiseptica, sind die wesentlichen Erreger, mit denen die Betriebe zu kämpfen haben. Als besonders problematisches Bakterium ist Mycoplasma hyopneumoniae (M. hyo) anzusehen, da es die Flimmerepithelzellen in den Atemwegen schädigt und damit eine der Abwehrstrategien des Körpers ausschaltet. In Deutschland sollen Schätzungen zufolge über 80 Prozent der Herden M. hyo-infiziert sein. Das PRRS Virus dagegen beeinträchtig direkt das Immunsystem der Schweine, indem es die Fresszellen attackiert.
Der bestandsbetreuende Tierarzt wird bei den bekannten vorliegenden Symptomen einer respiratorischen Erkrankung Medikamente einsetzen und ggf. entsprechende Impfprogramme durchführen. Doch es kommt immer wieder vor, dass eigentlich wirksame Antibiotika nicht „greifen“ oder sich das Gesundheitsproblem trotz passender Impfung nicht entspannt. Woran kann das liegen?
Wenn Abwehrzellen und Antibiotika „stumpfe Schwerter“ sind…
Im Laufe der Evolution haben Bakterien ganz verschiedenartige Überlebensstrategien entwickelt. Die meisten Bakterien sind in so genannten „Biofilmen“ versteckt sowie verwurzelt, um sich damit vor dem Herauswaschen durch Wasser aus ihrem Biotop zu schützen. Biofilme bestehen aus einer Schleimschicht, in die Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Einzeller, Algen) eingebettet sind. Man kennt die glitschige Schicht auf Grenzflächen, die sich nach kurzer Zeit als „Schmier“ zum Beispiel in Gießkannen, aber auch in Wasserleitungen sowie als Belag auf den Zähnen bildet. Biofilme sind komplexe Lebensgemeinschaften von einzelnen oder gemischten Populationen, in denen die Mikroorganismen gut geschützt leben. Im Zusammenhalt können Angriffe von außen besser abgewehrt werden. Wie man heute weiß, tauschen die Mikroben im Biofilm untereinander nicht nur Informationen, sondern auf horizontaler Ebene auch Resistenzgene aus. Doch das Hauptproblem: Im Biofilm sind die Bakterien für Antibiotika und die Abwehrzellen des Immunsystems unerreichbar. Diese können den Film nicht durchdringen und sind daher „stumpfe Schwerter“ gegenüber den Bakterien.
Nicht allein vor dem Hintergrund des Antibiotikamonitorings ist dies äußerst problematisch. Es gilt das Gebot der Antibiotikaminimierung in der Schweinehaltung. In den Fällen, in denen Antibiotika eingesetzt werden müssen, sollten sie auch ihre Wirkung gegen die pathogenen Keime entfalten können. Ebenso verhält es sich mit Impfungen, die dafür sorgen sollen, die Tierbestände gesund zu erhalten, indem die Schweine passgenaue, immunkompetente Zellen ausbilden.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt
„Gegen alles ist ein Kraut gewachsen“, sagt der Volksmund. Tatsächlich haben Pflanzen im Laufe der Evolution sekundäre Pflanzeninhaltstoffe entwickelt, welche die gefährlichen Biofilme aufbrechen können. Damit ermöglichen sie den körpereigenen Abwehrzellen sowie ggf. den Antibiotika den Zugriff auf die Bakterien. Diese Stoffe sind in erster Linie ätherische Öle, die zudem die Ausbildung von Biofilmen unterbinden. Eine Vielzahl von Studien belegt, dass ätherische Öle darüber hinaus antibakterielle und antivirale Eigenschaften haben. Daher gehören Produkte, die ätherische Öle enthalten, unbedingt in das Vorbeuge- und Behandlungskonzept (nicht nur) bei Atemwegserkrankungen dazu. Dies auch zwingend begleitend zu einer eventuell nötigen Antibiotikabehandlung, um diese Stoffe tatsächlich an den Ort des Geschehens gelangen und dort ihre volle Wirkung entfalten zu lassen.
Frühzeitig angewendet, also bereits vorbeugend in Belastungssituationen (Absetzen, Umstallen, ungünstige klimatische Bedingungen usw.), können Ätherischöl-haltige Ergänzungsfuttermittel (z.B. Bronch-Arom® B) und entsprechende Produkte zum Versprühen/Vernebeln in der Stallluft (z.B. Eucanel®) helfen, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren oder gar zu vermeiden. Im Rahmen von Maßnahmenplänen beim Antibiotikamonitoring wird dies mancherorts von Schweinegesundheitsdiensten längst systematisch durchgeführt. Ätherische Öle tragen durch ihre Effekte auf Biofilme ferner dazu bei, dass Impfprogramme besser anschlagen. Diese aromatischen, pflanzlichen Wirkstoffe stellen dadurch sowie mit ihrer unterstützenden Wirkung auf die Atemwege ein wesentliches Element in einem komplexen Tiergesundheitskonzept dar.
Beim Menschen bietet sich ebenfalls der begleitende Einsatz ätherischer Öle bei diversen infektiösen Erkrankungen an. Denn ein großer Teil der Infekte beim Menschen soll Wissenschaftlern zufolge auf krankmachende Erreger, die in Biofilmen organisiert sind, zurückzuführen sein.
Ein Grund mehr, sich intensiver mit dem gesundheitsunterstützenden Potential pflanzlicher Substanzen zu befassen.