Wenn Schafe und Ziegen husten, gilt es, genauer hinzuschauen. Denn Husten ist keine Krankheit, Husten ist ein Symptom. Das Husten dient der Reinigung der Atemwege von Fremdpartikeln und Schleim, ist somit eine Schutzfunktion des Körpers.
Bekanntlich hat das Organ Lunge die Funktion, Sauerstoff aus der Atemluft aufzunehmen, ins Blut abzugeben und wiederum Kohlendioxid aus dem Blut über die Atemwege auszuscheiden. Der Atmungsapparat stellt ein komplexes System aus oberen und unteren Atemwegen dar. Neben der für den Gasaustausch zuständigen Lunge zählen auch die luftleitenden Organe, die Luftwege, dazu. In allen diesen Bereichen können Erkrankungen auftreten.
Häufiger als gedacht…
Bei der pathologischen Untersuchung verendeter Schafe und Ziegen sind bei rund zehn bis dreißig Prozent der Tiere Atemwegsinfektionen nachzuweisen. Es ist jedoch anzunehmen, dass dies lediglich einen Teil der wahren Situation widerspiegelt. Denn die Lungenbefunde regulär geschlachteter Tiere zeigen deutlich mehr Abweichungen vom Normalzustand. Dabei sind die Auslöser für Atemwegserkrankungen vielfältig. Es handelt sich bei ihnen um Faktorenkrankheiten - sie lassen sich also nicht einer einzelnen Ursache zuordnen. Für ihr Auftreten müssen mehrere die Situation begünstigende Umstände zusammenkommen. So löst ein Erreger allein noch keine Atemwegserkrankung aus.
Generell unterscheidet man zwischen
- nicht-infektiösen
- parasitären
- bakteriellen
- viralen Ursachen
Einfluss von Haltung und Fütterung
Auf die nicht-infektiösen Ursachen hat der Tierhalter die größte Einflussmöglichkeit. In erster Linie ist das Stallklima von Bedeutung. Es muss ein guter Luftaustausch im Stall vorhanden sein, es darf jedoch keine Zugluft geben. Hilfreich ist es, dies auf Höhe der Tiere mittels Rauch oder einer brennenden Kerze zu überprüfen. Auch Außenwände mit Fenstern, von denen kalte Luft auf den Rücken darunter liegender Tiere fallen kann, wie sie häufig in Altgebäuden vorkommen, sind fatal für die Tiergesundheit. Vor allem die jungen Schaf- und Ziegenlämmer haben dem noch nicht viel entgegenzusetzen. In diesen Situationen haben pathogene Keime, wie etwa die Erreger von Atemwegserkrankungen, ein leichtes Spiel. Hier können bereits einfache bauliche Lösungen in Eigenleistung, wie Abschirmungen aus Brettern, eine Art Dach, unter dem sich ein geschützter Schlupf für die Schafe oder Ziegen ergibt, helfen. Die Liegeflächen sind bei den Jungtieren so großzügig einzustreuen, dass deren Gelenke beim Liegen nicht mehr zu sehen sind (Nesting score). Darüber hinaus ist darauf zu achten, die Staub- sowie Schadgasbelastung (Ammoniak, Schwefelwasserstoff) aus der Einstreu so gering wie möglich zu halten, da dies die empfindlichen Schleimhäute schädigt und so die Barrierefunktion der Atemwege beeinträchtigt. Grundsätzlich wirken sich sämtliche Stress- und Belastungssituationen negativ auf die Abwehrkräfte der Tiere aus. Dies betrifft vor allem auch die Lämmer, da diese noch kein komplett ausgebildetes Immunsystem besitzen. Neben den Haltungsbedingungen (keine Überbelegung im Stall) ist natürlich auch die Fütterung von großer Bedeutung. Selbstverständlich sollte bei den neugeborenen Lämmern die frühzeitige und ausreichende Aufnahme von Biestmilch sein. Nur auf diese Weise ist die passive Immunisierung über die Antikörper der Mutter gewährleistet. Andernfalls wäre das Lamm den Keimen im Stall schutzlos ausgeliefert. Das Anlegen einer Biestmilchbank (300 ml Portionen Kolostrum tiefgefrieren und bei Bedarf schonend auftauen) ist empfehlenswert. Für ein starkes Immunsystem ist eine bedarfsgerechte Fütterung elementar. Dazu gehören auch für die jeweilige Tierart geeignete Mineralfutter mit Spurenelementen und Vitaminen. Den Stoffwechsel unterstützende Kräuter-Wirkstoff-Komplexe, wie sie in den Kräuter-Mineralfuttermitteln Ursonne Schafe (B) sowie Ursonne Ziegen B enthalten sind, stärken die Organfunktionen sowie die natürlichen Abwehrkräfte und haben einen vitalisierenden Effekt. Bei Ziegen ist darauf zu achten, diese nicht wie reine Grasfresser zu versorgen. Ziegen benötigen zur Gesunderhaltung artspezifisch eine größere Vielfalt in der Fütterung, wobei es ideal ist, wenn sie die Möglichkeit haben, im Verbiss Blätter, Knospen und Rinde von Sträuchern und Büschen aufzunehmen.
Normalwerte Körpertemperatur und Atemfrequenz
Weisen die Tiere ein schlechtes Allgemeinbefinden, Maulatmung oder Appetitmangel auf, sind Husten, Stöhnen oder Rasselgeräusche zu hören oder Nasen- /Augenausfluss zu sehen, ist umgehend die Körpertemperatur zu messen. Dies geschieht bei Schafen und Ziegen über das Einführen eines Fieberthermometers in den Mastdarm (Rektaltemperatur). Es ist darauf zu achten, dass die Spitze des Thermometers Kontakt mit der Darmwand hat, da es sonst zu falschen Messergebnissen kommen kann. Im gesunden Zustand beträgt die innere Körpertemperatur bei ausgewachsenen Schafen 38,5-39,5°C, bei der Ziege zwischen 38,3 und 39,0°C. Lämmer können höhere Normalwerte haben. Sie liegen bei Schaflämmern zwischen 38,5° und 40,0°C und bei Ziegenlämmer bei 38,5-39,5°C. Auch die Atemfrequenz gibt Hinweise auf den Gesundheitszustand der Tiere. Man zählt über eine Dauer von 15 Sekunden, wie oft sich die Bauchdecke an der rechten (!) hinteren Flanke hebt und multipliziert den Wert mit 4, um die Atemzüge pro Minute zu ermitteln. Erwachsene Schafe zeigen im Normalzustand zwischen 16-18, erwachsene Ziegen zwischen 10-30 Atemzüge pro Minute. Bei Schaflämmern und auch bei Ziegenlämmern sollten es zwischen 20-40 Atemzüge pro Minute sein.
Parasiten, Bakterien, Viren als Verursacher von Atemwegserkrankungen
Symptome, wie Husten und Nasenausfluss bei Schafen und Ziegen müssen ernst genommen werden, denn es können ganz unterschiedliche, dramatisch verlaufende und hoch ansteckende Erkrankungen dahinter stecken. Dies ist daher zwingend durch den Tierarzt abzuklären.
Die Verursacher können parasitären Ursprungs sein, durch Nasendasseln, den Großen oder den Kleinen Lungenwurm verursacht, welche Wegbereiter für Atemwegserkrankungen sind. Es gibt die bakterielle Lungenpasteurellose („Schafrotz“), die vorwiegend Tiere der Fleischrassen, wie Texel und Schwarzköpfe, befällt. Antibiotika sind oft wirkungslos, wenn die Lungenfunktion bereits zu sehr geschädigt ist. Bei Pasteurellose kommt es vor allem auch bei Ziegen zu Lämmerverlusten. Pseudotuberkulose wird ebenfalls durch Bakterien verursacht und kann sowohl bei Schafen als auch Ziegen auftreten. In schweren Fällen zeigen sich dann auch Husten und Atembeschwerden. Die durch Viren verursachte Maedi- Visna äußert sich bei Schaf sowie Ziege in einem Symptomen-Komplex in Form von Husten, Atemnot, Lungenentzündung und ist im Endstadium stets tödlich. Das gleiche gilt für die Lungenadenomatose. Bei der Viruserkrankung CAE (Caprine Arthritis Encephalomyelitis) der Ziegen können eventuell als Nebenerscheinung auch Symptome einer Lungenentzündung auftreten.
Es erklärt sich somit, dass durch den Tierarzt diagnostisch zu klären ist, welche Erkrankung tatsächlich hinter den Symptomen steckt. In welchen Fällen es die Möglichkeit der Vorbeugung durch Impfung beim Muttertier und/oder Jungtier, ggf. auch durch Herstellung einer stallspezifischen Vakzine, gibt, kann er ebenfalls nach eindeutiger Diagnose mitteilen.
Die Atemwegsfunktionen unterstützende Produkte, wie die Kräuterkraft Bronchial, sind begleitend zu den tierärztlichen Maßnahmen oder auch zur Nachbehandlung sinnvoll. Die Anwendung von Ätherischöl-Zubereitungen zum Versprühen, wie Eucanel®, bietet sich in der problematischen Jahreszeit sowie in Zeiten höherer Belastung zur Hygienisierung und Verbesserung der Stalluft an.
Das Tierarzneimittel Coffea praeparata oral ist für Schafe und Ziegen ergänzend bei Atemwegserkrankungen, gestörtem Allgemeinbefinden und Fress- sowie Saugunlust geeignet.
Quarantäne nicht vergessen
Zur Risikominimierung ist nach einem Tierzukauf unbedingt angeraten, die vierbeinigen Neuzugänge für eine Dauer von mindestens zwei Wochen in Quarantäne aufzustallen. Aus seuchenhygienischer Sicht wäre es dagegen besser, die Schaf- oder Ziegenherde komplett über eigene Nachzucht zu remontieren. Sofern möglich, sind auch erkrankte Tiere zumindest bis zur Diagnosestellung durch den Veterinär isoliert unterzubringen, um die Ansteckungsgefahr für die restliche Herde zu reduzieren.