Besonderheiten der Atemwege von Rindern
Der landläufig als „Luft“ bezeichnete Sauerstoff ist lebensnotwenig. Das ist bekannt, aber so richtig bewusst wird einem das erst, wenn einem mal sprichwörtlich „der Atem weg bleibt“. Gerade zur Erkältungszeit, wenn die Nase zu ist, fällt einem das Atmen deutlich schwerer als gewohnt. So geht es auch unseren Rindern, deren Atmung zusätzlich die eine ohne andere Besonderheit aufweist.
Atmung allgemein
Unter Atmung (Respiration) versteht man die Aufnahme, den Transport und die Abgabe von gasförmigen Stoffen. Insbesondere Sauerstoff und Kohlendioxid. Zu den Atmungsorganen gehören die zuleitenden Atmungsorgane, wie Nase, Rachen, Luftröhre und die Bronchien. Der Gasaustausch findet in der Lunge statt.
Die Lunge gliedert sich in die beiden Lungenflügel. Diese werden bei den meisten Haussäugetieren durch Einschnitte in Lappen eingeteilt. Nur beim Pferd ist die Lunge kaum gelappt. In den Lungenbläschen (Alveolen) erfolgt der Gasaustausch. Die Alveolen bilden eine große Oberfläche, wodurch der Gasaustausch erleichtert wird. Beim Menschen beträgt die Kontaktfläche der Alveolen mit der eingeatmeten Luft ca. 100 m2, beim Rind rund 700 m2 und beim Pferd sogar 1.700 m2.
Zudem werden die Alveolen von einem Netz feinster Blutgefäße (Kapillaren) umgeben. Diese intensive Durchblutung unterstützt ebenfalls den Gasaustausch. Der Sauerstoff der Atemluft diffundiert durch die Membran der Alveolen ins Blut und bindet dort an den roten Blutfarbstoff der roten Blutkörperchen (Hämoglobin). Gleichzeitig diffundiert das Kohlendioxid aus dem Blut in die Lungenbläschen und kann dann ausgeatmet werden.
Hilfsfunktionen der Atmung
Die Atmung dient nicht nur allein dem Gasaustausch, sondern auch der Reinigung, Erwärmung und Befeuchtung der eingeatmeten Luft.
Die Reinigung der Luft erfolgt an den Schleimhäuten der Atemwege. Die Schleimhaut besitzt hier Becherzellen mit Flimmerhärchen. Durch die Bewegung der Flimmerhärchen werden durch die Atmung aufgenommene Partikel zum Nasenausgang oder Richtung Rachen bewegt, wo sie entweder abgeschluckt oder abgehustet werden können. Sekretproduzierende Drüsen unterstützen den Reinigungsprozess und befeuchten zusätzlich die Luft.
Außerdem ist die Atmung auch Teil der Immunkompetenz, da besonders der Nasen-Rachen-Raum Eintrittspforte für Infektionserreger, wie Viren, Bakterien und Pilze ist. Besonders bei Jungtieren findet hier die Auseinandersetzung mit der Umwelt und darüber die Entwicklung der lebensnotwendigen Immunkompetenz statt. Die Schleimhaut der Lunge gehört zu den wichtigsten immunologischen Barrieren, da hier die mikrobenreiche Luft ins Innere des Körpers vordringt.
Besonderheiten der Rinderlunge
Wie schon weiter oben erwähnt, ist die Oberfläche der Alveolen in der Rinderlunge begrenzt und deutlich kleiner als die des Pferdes, obwohl beide Tiere (je nach Rasse) ähnlich groß und schwer sind. Das hat zur Folge, dass Rinder schon im Ruhezustand intensiv und tief einatmen, um eine ausreichende Sauerstoffversorgung zu gewährleisten. Dadurch werden auch Erreger und Schadstoffe tief in die Lunge eingeatmet.
Hinzu kommt, dass die Rinderlunge stark segmentiert ist. Sie ist also in viele einzelne Abschnitte unterteil, die keine Querverbindung haben. Tritt in einem dieser Läppchen eine Entzündung auf und der zuführende Luftweg ist durch Schleim blockiert, fällt der gesamte Abschnitt aus, der von diesem Luftweg versorgt wird.
Neugeborene Kälber sind noch mehr von diesen Besonderheiten betroffen. Zum einen kommen sie ohne eigene Immunkompetenz zur Welt, zum anderen ist die Lungenreifung bei der Geburt noch nicht abgeschlossen. Erst ca. vier Wochen nach der Kalbung setzt das Wachstum der Lunge ein und ist nach einem Jahr abgeschlossen.
Kälber aber auch erwachsene Rinder brauchen also aufgrund dieser anatomischen Besonderheiten besondere Unterstützung bei Atemwegserkrankungen.
Atemwegsunterstützung durch Heilpflanzen:
- Saponine, wie beispielsweise in Süßholzwurzel oder Efeu, verflüssigen den Schleim in den Atemwegen, in dem sie die Quervernetzungen der Schleimmoleküle aufbrechen.
- Zusätzlich reizen ätherische Öle die Bronchialschleimhaut, wodurch der Wassergehalt im Schleim steigt und dieser dadurch verflüssigt wird.
- Ergänzend dazu wird der Abtransport des Schleimes Richtung Mundhöhle beschleunigt, da Bitterstoffe, ätherische Öle und Saponine das Flimmerepithel anregen.
- Spitzwegerich oder Huflattich sind Schleimdrogen und lindern Entzündungen der Schleimhaut, indem sie die pflanzlichen Schleime (Polysaccharide) auf die Schleimhaut auflagern und abgehusteten Schleim ersetzen.
- Neben den genannten positiven Effekten auf die Atemwege, wirken einige Arzneipflanzen auch antibakteriell. Thymian beispielsweise enthält Thymol als eine der stärksten keimtötenden Substanzen und eignet sich dadurch auch zur Verbesserung der Stallluft.