Das Leben beginnt vor der Geburt
Schon während der Hochträchtigkeit der Kuh wird beeinflusst, in welcher Vitalität und Widerstandskraft das Kalb geboren wird. Nur eine in der Trockenstehzeit von 6-8 Wochen optimal gehaltene und versorgte Kuh ist in der Lage, ein kräftiges Kalb mit guter Immunabwehr auszubilden. Kuhkomfort ist dafür ein wichtiges Stichwort, wie viel Platz und Ruhe, Hygiene, weiche Liegeflächen, ausreichend Luftaustausch etc. Eine zweiphasige Trockensteherfütterung wäre ideal für die Bedürfnisse der Kuh. Auf die Nährstoffversorgung der Trockensteher soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Ein spezielles Trockensteher-Mineralfutter ist in dieser Phase ein absolutes Muss. Die ausreichende Versorgung der Hochtragenden mit Wirkstoffen, wie Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen ist elementar. Aus Untersuchungen weiß man, dass Kälber von Kühen, welche in der Trockenstehzeit ausreichend mit Vitamin A und ß-Carotin versorgt wurden, bis zu 65 Prozent weniger Durchfälle aufweisen.
Verfügt das Trockensteher-Mineralfutter zugleich über einen spezifischen Kräuterzusatz zur Unterstützung der Organfunktionen und Regeneration der Leber (z.B. Ursonne Rinder Trockensteher), wirkt sich diese Entlastung des Stoffwechsels ebenfalls positiv auf das werdende Kalb und die Biestmilchqualität aus.
Geburt = Weichenstellung für das Überleben des Kalbes
Auch der Geburtsverlauf hat einen grundlegenden Einfluss auf die Abwehrkraft des Kalbes. Es ist eine Binsenweisheit, dass jegliche Unruhe und Stress im Verlauf der Kalbung zu vermeiden sind. Beim Abkalben von Färsen, bei besonders großen Kälbern oder einer falschen Lage wird sich die Geburt naturbedingt verzögern. Darauf haben wir wenig Einfluss. Es liegt jedoch in unserem Einflussbereich, bei normalen Geburten ein zu frühes Eingreifen in das Geburtsgeschehen sowie einen zu starken Auszug zu unterlassen. Dies würde einen enormen Stress für das Kalb bedeuten und bei diesem zu einem erhöhten Sauerstoffverbrauch führen. In der Folge käme es zu einer Sauerstoffunterversorgung mit fatalen Folgen: Schädigungen im Darm führen dazu, dass weniger Immunglobuline in das Blut gelangen. Bei Schädigungen im Hirn ist der Saugreflex nicht ausreichend vorhanden, und das Kalb nimmt kein oder zu wenig Kolostrum auf. Und auch auf das Lungengewebe hat eine Sauerstoffunterversorgung unter der Geburt negative Auswirkungen, indem der Atemreflex vermindert ist. Insgesamt kommt es zu einem geringen mütterlichen Immunschutz und zu einer deutlich erhöhten Infektionsanfälligkeit des Kalbes. Diese Kälber haben einen schlechten Start ins Leben und werden mit sehr großer Wahrscheinlichkeit unter Verdauungs- und/oder Atemwegserkrankungen zu leiden haben. Ob sich aus ihnen vitale, leistungsstarke Milchkühe oder Masttiere mit guten Tageszunahmen entwickeln können, ist fraglich.
Die (Biest-)Milch macht´s
Kälber haben zum Zeitpunkt ihrer Geburt nur sehr wenig Antikörper im Blut und sind daher besonders empfindlich. Aus diesem Grund ist die frühzeitige Verabreichung maternaler Antikörper über die Biestmilch unerlässlich. Sie können nur in den ersten 24, am effektivsten jedoch innerhalb von vier Stunden über die Darmwand ins Blut aufgenommen werden. Je früher die Gabe des Kolostrums erfolgt, umso besser wird das Kalb geschützt. Ideal ist die erste halbe Stunde. Die wünschenswerte Menge an aufzunehmendem Kolostrum beträgt rund vier Liter. Notfalls kann die zweite Hälfte nach drei bis vier Stunden im zweiten Anlauf verabreicht werden.
Nicht nur der Zeitpunkt und die Menge an Kolostrum, die vom Kalb aufgenommen wird, sind entscheidend. Letztlich geht es darum, wie „gehaltvoll“ es ist. Die Erstgemelksmenge der Kuh beeinflusst die Konzentration an darin enthaltenen Immunglobulinen, denn es findet mit steigenden Mengen (> 8,5 l Gesamtgemelk) ein Verdünnungseffekt statt. Über Kolostrumspindeln oder -tester lässt sich die Biestmilchqualität bestimmen. Dabei zeigt die Spindel die spezifische Dichte an und lässt Rückschlüsse auf den Immunglobulingehalt zu. Eine Farbskala visualisiert, ob das Kolostrum von minderer, mittlerer oder guter Qualität ist. Optische Refraktometer sind weitaus präziser, und man braucht weniger Probenmaterial für die Untersuchung. Brixwerte über 23 zeigen gute, Werte über 26 sehr gute Biestmilchqualität an.
Überschüssiges Kolostrum lässt sich für Notfälle in Halbliter-Beuteln einfrieren und bei Bedarf schonend im Wasserbad auftauen. Diese Notfall-Reserve sollte idealer Weise von älteren Kühen gewonnen werden, die sich ausreichend mit der Vielfalt an Keimen im Stall auseinandersetzen und entsprechend Antikörper ausbilden konnten. Kolostrumpulver, welches man käuflich erwerben kann, ist nur halb so viel wert. Denn es enthält keine Immunglobuline gegen die betriebsspezifische Keimflora und ist daher nicht in der Lage, das Kalb gezielt zu schützen.
Was kann ich zusätzlich tun?
Ist der Atemreflex des Kalbes unmittelbar nach der Geburt ungenügend ausgebildet, sind zwei bis drei Pumpstöße der Atembrise, direkt auf die Nase des Kalbes gesprüht, hilfreich, um die Atmung zu vertiefen. Dies lässt sich bei Bedarf wiederholen. Wache Kälber gehen eher an die Biestmilch heran und nehmen größere Mengen auf.
In Zeiten erhöhter Infektionsanfälligkeit (Durchfälle, Atemwegserkrankungen) wird Immulon® Dr. Schaette mit Echinacea zur Steigerung der unspezifischen Immunität am 1., 4., 7. und gegebenenfalls erneut am 10. Lebenstag über das Maul verabreicht. Studien belegen die immunabwehrsteigernde Wirksamkeit bei Kälbern.
Einen „Begrüßungsschluck“ für Neugeborene stellt VitaQuick® Kälber dar. Es enthält unter anderem Selen sowie Eisen, einen Echinacea-Extrakt sowie Zichorieninulin und Vitamine zur Stärkung der Widerstandskräfte und der Verdauung.
Zur Vorbeuge von Durchfällen eignet sich der Tränkezusatz EuDigest®, welcher ab dem ersten Lebenstag gegeben wird. Verschiedene Kräuterextrakte, Probiotika und Volleipulver mit Immunglobulinen gegen E. coli, Rota-, Coronaviren und Kryptosporidien wirken darmschützend, vitalisierend und unterstützend auf die Abwehrkräfte.
Urkraft Belastbar & Vital mit Kräuterextrakten und Vitaminen zur Stärkung des Immunsystem unterstützt das Kalb, Stresssituationen besser zu überwinden, und ist auch in späteren Lebensphasen hilfreich.