Rinder: Phytotherapie in der Nutztierhaltung

Kräuter & Heilpflanzen – nur etwas für alternative Spinner?

Manch´ gestandener Landwirt, der erstmalig mit „Naturheilverfahren“ konfrontiert wird, verdreht entnervt die Augen und setzt den Begriff irrtümlich gleichbedeutend mit „Homöopathie“.

Damit will nicht jeder etwas zu tun haben. Das ist legitim. Jeder landwirtschaftliche Tierhalter kann selbst entscheiden, ob er sich den „anderen“ Therapierichtungen öffnet oder nicht. Der oftmals synonym verwendete Begriff der „alternativen“ Medizin ist unpassend, da es im Sinne der Verantwortung für die Gesundheit von Mensch oder Tier nicht um „entweder-oder“, sondern um „sowohl als auch“ geht. Daher verwendet man heute den Begriff der „ergänzenden“ Medizin, der Komplementärmedizin, die ihre Berechtigung neben den chemisch-synthetischen Präparaten des Arztes oder Veterinärs hat. Denn keinesfalls geht es darum, das eine komplett durch das andere zu ersetzen. Das wird niemals möglich sein.

Doch eines ist mit Sicht auf den Begriff „Naturheilverfahren“ wichtig: nicht alles ist Homöopathie. Auch die Phytotherapie (phyto von griechisch für „Pflanze“), landläufig als Heilpflanzenkunde bezeichnet, gehört in die Gruppe der Naturheilverfahren. Sie arbeitet ebenfalls mit Substanzen, die der Natur entnommen werden. Mit der Homöopathie hat die Phytotherapie jedoch nichts zu tun - und die Substanzen werden auch nicht durch Verschütteln bzw. Potenzieren verdünnt.

Die Therapie mit Heilpflanzen basiert auf chemisch klar definierten Wirkstoffgruppen (ätherische Öle, Gerbstoffe, Alkaloide usw.), funktioniert nach Phytotherapiedem Dosis-Wirkungs-Prinzip und geht dazu von klassischen Diagnosen aus. Der Tierhalter muss sich, anders als bei der Homöopathie (Hahnemann/Simile-Regel), vor der Anwendung phytotherapeutischer Produkte nicht erst mit einer speziellen Philosophie befassen sowie sich entsprechend einarbeiten. Phytotherapeutika werden ähnlich wie die auf chemisch-synthetischen Substanzen basierenden Präparate des Tierarztes eingesetzt. Der Einstieg in die Naturheilverfahren ist mit den Heilpflanzen- und Kräuter-Produkten für den Anwender somit ganz einfach.

Jeder, der morgens erst einmal einen Kaffee braucht, bevor er auf „Betriebstemperatur“ kommt, der bei Erkältung ätherische Öle inhaliert, einen Saunaaufguss macht, einen Ingwertee trinkt oder bei Unpässlichkeiten im Verdauungstrakt einen Kräuterschnaps zu sich nimmt, nutzt unbewusst die Wirkung der Heilpflanzen. Ursprünglich ist mit „Phytotherapie“ die Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten durch Pflanzen, deren Teile oder Bestandteile sowie deren Zubereitungen gemeint. Heutzutage wird der Begriff „Phytotherapie“ umgangssprachlich im Sinne einer Therapie mit KaffeeNaturstoffen weiter gefasst. Sie bedient sich neben dem Pflanzenreich auch aus dem Tier- (Honig, Propolis, Wollwachs etc.) sowie dem Mineralreich (Tonminerale, Algenkalk etc.). Vereinfacht formuliert, entstammen die Komponenten in der Zusammensetzung der Natur anstatt dem Labor. Man kann sich als anwendender Landwirt bei Interesse näher mit den Details befassen, man muss es jedoch nicht tun.

Wer nun der Ansicht ist, mit den pflanzlichen Produkten ließen sich lediglich Bagatellerkrankungen erfolgreich behandeln, der irrt. Rund 85 Prozent unserer heutigen synthetisch hergestellten Arzneimittel entstammen ursprünglich dem Pflanzenreich. Das beste Beispiel ist das allgemein bekannte Aspirin® (Wirkstoff: Acetylsalicylsäure), welches in seinen Ursprüngen auf Weidenrinde (Salix) sowie Mädesüß (Spirea) basiert. Darauf deutet noch heute die Bezeichnung des Wirkstoffs sowie der Markenname dieses weltweit meistverbreiteten Arzneimittels hin.

Pflanzen sind Vielstoffgemische, deren einzelne Komponenten zu einem Gesamteffekt führen, der mehr als die Summe der Einzelbestandteile ausmacht. Anders als Monosubstanzen greifen pflanzliche Präparate daher gleichzeitig an zahlreichen Stellen des Körpers (Multi-Target-Effekt) an, und gehen so die Ursachen einer Erkrankung nachhaltig an.

Ganz nett, zu wissen. Davon muss man jedoch keine Kenntnis haben, um die Vorteile dieser Therapierichtung in der Praxis des Alltags im Stall nutzen zu können.

Für den landwirtschaftlichen Praktiker stehen ganz andere wesentliche Aspekte im Vordergrund:

  • keine Wartezeit
  • keine Resistenzen
  • kein Dokumentationsaufwand
  • Möglichkeit zur Selbsttherapie

 

Das sollten ausreichend gute Gründe sein, um als Nutztierhalter auf Naturstoffpräparate in der Tiergesundheit zu setzen. Ganz egal, ob man viele Tiere oder wenige hat, Anbinde- oder Laufstallhaltung, konventionell oder biologisch wirtschaftet, Rinder oder Schweine hält.

Probieren Sie es aus, und lassen Sie sich unverbindlich beraten.

Themen: Immunsystem
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