Fütterungsempfehlungen für Kühe werden künftig neu berechnet
Rationsberechnungen wie sie in der landwirtschaftlichen Ausbildung bisher gelehrt werden, sollen sich künftig ändern. Denn nach jahrelanger Auswertung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse hat der Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (AfBN) neue Versorgungsempfehlungen vorgestellt. Damit sollen die neuen Empfehlungen folgendes bewirken:
- Eine bedarfsgerechtere und damit gesündere Fütterung ermöglichen
- Über- und Unterversorgung bzgl. Rohprotein und Phosphor vermeiden
- Grobfutter mehr Bedeutung zusprechen
- Optimierung der Futterkosten durch Verlustminimierung
Die Rationsberechnungen in der Praxis und Beratung sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre umgestellt werden.
NEL fällt weg
Das NEL-System wird es so künftig nicht mehr geben. Das rein kalkulatorische System, das u.a. aus der Verwertung der metabolisierbaren Energie für Milch und Erhaltung abgeleitet wurde, wird durch die tatsächlich umsetzbare Energie (ME) ersetzt. ME wird allerdings zukünftig anders berechnet. So sollen die Energieverluste durch Kot, Harn und Methan berücksichtigt werden. Auch die Verdaulichkeit der Futtermittel bekommt hierbei einen neuen Stellenwert. Das bedeutet, dass bspw. Grobfuttermittel mit hoher Verdaulichkeit höher bewertet werden. Das soll die ausreichende Faserversorgung erleichtern. Pressschnitzel bspw. werden künftig besser bewertet, da sie eine hohe Verdaulichkeit haben.
Kühe brauchen mehr Energie als gedacht
Laut Wissenschaftlern ist der energetische Erhaltungsbedarf der Kuh ca. ein Drittel höher als bisher angenommen. Durch die neue Rationsberechnung sollen die Tiere leichter bedarfsgerecht gefüttert werden. U.a. soll dabei auch Weidehaltung berücksichtigt werden, da durch das Mehr an Bewegung auch der Erhaltungsbedarf um ca. 10 – 20 % steigt.
Protein und Aminosäuren
Auch die Bewertung des Proteins wird sich künftig ändern. So wird nicht wie bisher auf nutzbares Rohprotein (nXP) geachtet, sondern neue Kennzahlen eingeführt.
- sidP = dünndarmverdauliches Protein
- sidAA = dünndarmverdauliche Aminosäuren
Damit soll berücksichtigt werden, dass die Dünndarmverdaulichkeit der Proteine bzw. Aminosäuren je nach Verdaulichkeit und Aufnahmeniveau des Futtermittels variiert.
Zudem wird davon ausgegangen, dass die aktuell empfohlene Rohproteinmenge reduziert werden kann. Denn mittlerweile wird davon ausgegangen, dass ca. 10 % des von den Mikroben genutzten Stickstoffs nicht ausgeschieden wird. Er gelangt zurück in den Stoffwechsel und kann so von den Pansenmikroben erneut genutzt werden.
Auch Wasser wird wichtig
Über die aufgenommene Trockenmasse soll die nötige Wasseraufnahme geschätzt werden. Durch die Kenntnis des Wasserbedarfs kann besser beurteilt werden, ob Anzahl der Tränken und Wasserdurchfluss ausreichend sind. Der Wasserbedarf kann durch folgende Formel berechnet werden:
TM-Aufnahme (kg) x 4 = aufzunehmendes Wasser in Liter
Wie geht es weiter?
Laut Prof. Hubert Spiekers vom Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft des LfL Bayern ist das Ziel die Ernte 2025 nach neuem System zu berechnen. Der bisher erarbeitete wissenschaftliche Rahmen soll in den Versuchsanstalten erprobt und für die Praxis umgesetzt werden.