Ovarialzysten haben sich auf vielen Milchviehbetrieben zu einem großen Problem entwickelt. Welches sind die Ursachen für diese organische Fehlfunktion, und warum treten Zysten gehäuft im Winterhalbjahr auf?
Bei der Entstehung von Zysten summieren sich endogene sowie exogene Faktoren und ziehen ein so genanntes „allgemeines Adaptationssyndrom“ nach sich. Es handelt sich also um eine stressbedingte Funktionskreisänderung.
Die möglichen Ursachen sind vielfältig. So scheint zunehmendes Alter ein Faktor zu sein, vermutlich auch eine gewisse genetische Bereitschaft, überdurchschnittliche Milchleistung, vorangegangene Kalbeprobleme sowie Nachgeburtsverhalten, Gebärmutterentzündungen, Stoffwechselerkrankungen und eine intensive Weidebewirtschaftung (Gülle, Kali; P/K Dünger). Des Weiteren gibt es eine Reihe infektiöser Ursachen. Dies abzuklären, ist Aufgabe des Tierarztes!
Nachweislich wirken sich permanente Stallhaltung, Anbindehaltung und Lichtmangel (dunkle Ställe) förderlich auf die Zystenbildung aus. Auch die Fütterung von Ganzjahressilage wird kontrovers diskutiert. Diese letztgenannten Ursachen könnte man unter dem Oberbegriff der „mangelnden äußerlichen Reize“ zusammenfassen, wodurch die innere Konstitution der Tiere geschwächt wird.
Die Hauptursachen sind jedoch in fehlerhafter Fütterung zu suchen, da diese letztlich auch zu den Stoffwechselerkrankungen führt. Problematisch sind ein Zuviel an Eiweiß, ein Mangel an Energie zu Laktationsbeginn, Rohfasermangel sowie ein hoher Anteil an Phytohormonen im Futter bei gleichzeitiger Leberschädigung. Auch eine Unterversorgung mit Selen und / oder Vitamin E, Mangan und Jod werden für die Bildung von Eierstockzysten verantwortlich gemacht.
Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen erhöhter Zystenneigung und der Rückenspeckdicke, der Körperkondition der Milchkuh! Kühe, die zum Laktationsende energetisch überversorgt sind (z. B. bei einer TMR, die auf ein höheres Leistungsniveau eingestellt ist) und einen BCS > 3,75 haben, sind massiv gefährdet. Als Faustzahl sagt man, dass Kühe in den ersten Laktationswochen höchstens eine BCS-Einheit verlieren sollten: von 3,5 auf 2,5. Eine Ketose ist letztlich nichts anderes als eine Crash-Diät und damit eine massive Leberbelastung, die auch die Problematik von Endotoxinen im Organismus verschärft.
Die Hauptursachen für Zystenbildung sind somit nicht wirklich Jahreszeit-spezifisch, sieht man einmal davon ab, dass es im Winter eher einen Lichtmangel gibt, das Futter überlagert ist (Schimmelbildung?), die Tiere mit weniger Bewegung und Reizanflutung im Stall stehen etc.
Als einzigen Jahreszeit-typischen Faktor könnte man den ß-Carotinmangel nennen. Untersuchungen zu Folge baut sich der Gehalt an diesem Provitamin im Futter bis zum Ende des Winters um etwa 90 % ab. Ob die Kühe tatsächlich an einem ß-Carotinmangel leiden, ist relativ einfach anhand von Blutproben festzustellen.
Ein ß-Carotinmangel allein ist allerdings selten die Ursache der Zystenprobleme und wird meist überschätzt! Die auffällige Häufung des Auftretens von Zysten im Winter dürfte durch ein ungünstiges Zusammentreffen einiger der vorgenannten Faktoren verursacht sein. Zur Zystenvermeidung sollte man darauf achten, die Kühe von der Stoffwechselseite her zu entlasten, indem Verfettung, Ketosen sowie Leberbelastungen vermieden werden. Eine vernünftige Transitfütterung ist dabei entscheidend, damit die Kuh die Umstellung von der Trächtigkeit zur Laktation problemlos bewältigen kann.
Studien, wie vorrangig zur Ursonne Rinder Trockensteher sowie Urkraft Trockensteher, belegen, dass die Fruchtbarkeitsleistung der Milchkühe durch Kräuterzusätze zum Futter signifikant verbessert werden kann. Kräuter sind im Besonderen dazu geeignet, den beanspruchten Stoffwechsel der Milchkühe zu entlasten. Allerdings können Futterzusätze allein natürlich keine gravierenden Management-Fehler ausgleichen!
Rinder: Eierstockzysten bei der Kuh – Symptom von übergreifenden Störungen im Kuhorganismus
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